Berger und Schewe testen die Postbank

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Berger und Schewe testen die Postbank

Beitragvon basicman » Fr 5. Feb 2010, 22:47

Gerd Berger und Jürgen Schewe sind die Namen, unter denen ich kürzlich zwei Baufinanzierungsberater der Postbank testen wollte. Für die Testreihe hatte ich mir zwei Stadteile im Randgebiet von Hamburg ausgesucht, da ich bei der Auswahl der Postfilialen in Hamburg freie Hand hatte. Der Testerei sollte eine vorherige Terminvereinbarung vorausgehen, also begann ich mit einer Internet-Recherche, um die Telefonnummern in Erfahrung zu bringen. Die Suche der Adressen der Filialen gestaltete sich sehr einfach. Eingabe der Postleitzahl und ‚schwups’ erschienen sie auf dem Bildschirm. Leider jedes Mal nur mit einer zentralen 180er Rufnummer, mit der man mit einem Callcenter der Deutschen Post verbunden wird. Als ich dort anrief, wurde mir freundlich aber bestimmt mitgeteilt, dass man mich auf gar keinen Fall mit den Filialen der Postbank verbinden könne. Die Dame im Callcenter sagte mir auch, dass die Mitarbeiter der Postbank arbeiten sollen und nicht telefonieren. Sie würde aber gerne meinen Wunsch per Email dorthin melden und ich würde dann vom zuständigen Berater zurückgerufen. Nachdem ich den ersten Rückruf nun initiiert hatte, rief ich mit leicht verstellter Stimme und unter Nennung meines zweiten falschen Namens noch einmal an und bat um eine weitere Kontaktaufnahme zu der anderen Filiale. In beiden Fällen hat mich innerhalb der darauf folgenden Woche natürlich niemand angerufen. Die Mitarbeiter bei der Postbank sollen ja auch arbeiten und nicht telefonieren.

Nach Rücksprache mit meinem Auftraggeber, hatte ich dann den Auftrag, die Termine direkt in der Bankfiliale der Postbank persönlich abzusprechen und suchte zunächst die Postbank Hamburg-Harburg auf. Am Schalter stand mir eine ältere Dame gegenüber, welche meinem Wunsch nach einem Beratungstermin mit den zurückweisenden Worten „Das geht jetzt nicht, da ist heut’ nur einer und der ist besetzt!“ Ich muss wohl etwas erschrocken geguckt haben, denn die Dame, die jetzt ihre eigene, etwas schroffe Antwort selbst bemerkte, fing sich und sagte, „aber wir können gerne einen Termin machen.“. Ich willigte ein und sie nahm ein vorgedrucktes Formular und fragte mich regelrecht aus. Wozu man bei der Terminvereinbarung das Geburtsdatum nennen muss, ist mir bis heute nicht klar geworden, aber ich kannte es ja auswendig und habe es ihr gesagt. Anschliessend, als es um den eigentlichen Termin ging, sagte sie mir, dass sie den Terminkalender des für Baufinanzierungen zuständigen Kollegen holen wolle, um den Termin dort einzutragen und zu schauen, ob mein Wunschtermin noch frei ist. Sie verschwand nach hinten durch eine Tür und erschien schon nach 7 Minuten leicht vor sich hin fluchend wieder am Tresen. Sie brachte ein leeres Wochenterminblatt und murmelte, dass sie den Terminplaner nicht gefunden habe, „…dann machen wir eben einen neuen!“. Als sie meinen Wunschtermin eingetragen hatte, fragte ich noch, mit wem ich denn nun einen Termin hätte. „Ja, den Namen kann ich Ihnen nicht sagen, der steht hier nun nicht drauf. Aber der sitzt immer da vorne im ersten Büro, wenn er hier ist.“. In diesem Moment erschien eine Kollegin meiner Gesprächspartnerin und brachte einen Terminplaner. Mit den Worten „hier ist er. Bitte da eintragen.“ Überreichte sie den Terminplaner und ich wurde jetzt Zeuge, wie die Daten von dem Hilfsterminplaner in den richtigen Terminplaner übertragen wurden. Oben auf dem Terminplaner stand jetzt auch ein Name und meine Gesprächspartnerin war sehr erfreut, dass sie mir den Namen des Beraters nun nachreichen konnte. Ich hatte nun also einen Termin mit einem Herrn G. Eigentlich ganz einfach!

Nachdem ich nun gelernt hatte, wie man Termine mit Postbankberatern erhält, fuhr ich am nächsten Tag zu der zweiten Filiale in Hamburg-Bergedorf und begab mich dort erneut an einen regulären Postschalter. Ich fragte auch dort nach einer Beratung mit dem Thema Baufinanzierung und die Dame am Schalter sagte mir, dass ich Glück hätte. Der Herr W. sei gerade frei und sie brachte mich direkt zum Büro des Herrn W. Herr W. hörte sich an, was ich denn möchte und sagte mir dann freundlich aber bestimmt, dass diese Beratung ein Kollege von ihm durchführen müsse. Er würde jetzt alle Daten aufnehmen, damit der Kollege sich schon einmal einlesen kann. Danach würde dieser Kontakt mit mir aufnehmen. Er fragte also wieder meine kompletten Daten, inkl. Geburtsdatum, ab und liess sich einiges über die Wohnung erzählen, die hier finanziert werden sollte. Als er meine Adresse hörte stellte er erfreut fest, dass er in der gleichen Gegend wohnen würde, er käme aus B. und würde dort sehr gerne wohnen. Ich nahm diese nicht angeforderten Informationen entgegen und würde jetzt wenigstens den Grund kennen, wenn mich irgendwann ein Herr in B. mit „Hallo, Herr Schewe, wie geht’s?“ begrüssen würde. Am Schluss der Datenaufnahme fragte ich Herrn W., wie denn der Kollege heisst, der sich bei mir melden wird. Herr W. nannte den Namen G. und ich musste in diesem Moment ein „Oh!“ unterdrücken. Das hatte ich nun nicht erwartet. Mir war klar, dass ich nicht mit dem gleichen Berater zwei Tests an unterschiedlichen Orten durchführen konnte, aber das konnte ich jetzt mit Herrn W. nicht diskutieren. - Man, hab’ ich aber auch immer ein Pech!!

Am folgenden Tag fand ich etwas Zeit, dieses Problem mit meinem Auftraggeber zu besprechen. Wir beschlossen, dass ich einfach eine weitere Filiale, direkt im Zentrum Hamburgs aufsuchen solle, in der Hoffnung, dass ich dort beraten werden würde. Im Anschluss an meinen letzten Test in Hamburg-Harburg fuhr ich also nach Hamburg Mitte und liess mir von meinem Navigationssystem eine Filiale der Postbank Hamburg zeigen. Es war eine kleine Filiale, mitten in einem Wohngebiet, aber die Aussenbeschriftung deutete darauf hin, dass ich dort wohl Beratung in finanziellen Angelegenheiten bekommen würde. Ich betrat die Filiale und sah links von mir einen abgetrennten Bereich, der als Postbank-Bereich dieser Postfiliale kenntlich gemacht war. An einem Schreibtisch sassen eine ältere Frau und ein jüngerer Herr und diskutierten irgendwelche Probleme beim Ausfüllen eines Online-Formulars. Sie unterbrachen ihre Unterredung und hörten sich meinen Wunsch an. Die Dame sagte mir, dass sie mir gerne Baufinanzierungskonditionen heraussuchen könne „…aber eine Beratung machen wir hier nicht. Dafür haben wir einen Spezialisten, den ich anrufen kann und der kümmert sich dann darum.“. Sie verschwand nach hinten in ein anderes Büro und holte ein Formular, in welches sie mit meinen Daten ausfüllen wollte. Als ich so auf das Formular schaue, sehe ich im Kopf des Formulars die Überschrift „Termine für Herrn G.“! In diesem Moment fiel es mir sehr schwer, die Worte „Ach du Sch…!“ nicht auszusprechen und ich überlegte, wie ich aus dieser Nummer nun wieder heraus käme. Hatte die Postbank in Hamburg für dieses Thema wirklich nur einen gottverdammten Mitarbeiter??? Ich sagte der Dame, dass ich es mir anders überlegt hätte, ich würde gerne sofort beraten werden, wenn dies nicht ginge, dann würde ich auf die Beratung ganz verzichten müssen. Sie holte zweimal tief Luft und sagte „Dann geht das eben nicht!“. Sie wirkte etwas eingeschnappt, was mich nicht daran hinderte, mich bei ihr freundlich für ihr Verständnis zu bedanken und mich ebenso freundlich zu verabschieden.

Auf dem Rückweg nach Hause überlegte ich, dass ich einen Kollegen kenne, der gelegentlich die offiziellen Tests der Postbank-Mitarbeiter durchführt und ich rief diesen an, um in Erfahrung zu bringen, wie die Postbank regional strukturiert ist. Dieser bestätigte dann meine Vermutung, dass die Postbankfiliale Lüneburg an die Niederlassung Hannover angeschlossen ist und daher sicher einen anderen Berater für Baufinanzierung beschäftigt. Ich fuhr also zu der Filiale in Lüneburg und sah, dass auf einem Fenster eines Nebeneingangs die aktuellen Baufinanzierungskonditionen mit einem Edding-Stift geschrieben standen. Da über der Tür ein Postbank-Logo angebracht war, ging ich in den Eingang und fand dort jedoch einen Zettel angebracht, der die Öffnungszeiten für die Vermögens- und Finanzierungsberatung angab. ‚Mittwoch Nachmittag geschlossen!’ – Man, hab’ ich ein Pech!, dachte ich, gab aber nicht gleich auf, sondern ging in die Schalterhalle, um wenigstens einen Termin zu vereinbaren. Am Postschalter traf ich wieder einmal eine ältere Dame (die Briefpost scheint überwiegend mit älteren Damen zu funktionieren), welche mir sofort anbot, einen Termin aufzunehmen, denn ihre Kollegin von der Postbank wäre gerade im Begriff, Feierabend zu machen. Klar, es war ja schon 15:30 Uhr! Die genannte Kollegin erschien in diesem Moment hinter meiner Gesprächspartnerin, meine Gesprächspartnerin drehte sich um und sagte, „Nech, Erna, das geht heute nicht mehr, Du machst jetzt Feierabend, oder?“ Erna fragte, worum es denn eigentlich gehen würde, und ich erzählte noch einmal, dass ich eine Wohnung kaufen will und daher gerne etwas Information zu den Baufinanzierungskonditionen der Postbank hätte. Sie sagte, die Konditionen könne sie mir holen aber Beratung ginge heute nicht mehr, es wäre neben ihr nur noch ein Kollege da, der hätte Kundschaft und sie hätte jetzt Feierabend. Sie holte mir ein Blatt Papier, auf dem die Standardkonditionen für Baufinanzierung aufgedruckt waren und drückte mir dieses in die Hand. Ich sah auf den ersten Blick, dass die Konditionen stark von der genannten Zahl im Fenster abwichen und fragte, warum das so sei. „Ach, da am Eingang nebenan? Das ist unser Vermögensberater, da bekommen Sie ganz andere Konditionen. Der ist heute aber nicht mehr da, der hat Mittwochnachmittag frei. Wenn Sie sofort Informationen haben wollen, könnten Sie mal rüberfahren zum Büro der BHW, vielleicht beraten die Sie heute noch.“. Ich sage ihr, dass ich gerne möglichst schnell Informationen hätte, da ich mir ein wenig Sorgen machen würde, dass mir jemand die Wohnung vor der Nase wegschnappt. Daraufhin sagte sie mir, dass die Entscheidung über eine Baufinanzierung sowieso nicht bei der Postbank fallen würde, sondern in Hameln, bei der BHW und das würde immer sehr lange dauern. Wenn ich also eine schnelle Baufinanzierung brauche, wäre ich bei der Postbank sowieso falsch! Ich bemerkte, dass ich ihr mit offenem Mund zugehört hatte, schloss diesen schnell und verwarf auch den Gedanken, ihr zu sagen, dass ihr Arbeitgeber so viel Ehrlichkeit sicher nicht zu schätzen weiss. Ich fand aber dieses Gespräch so aufschlussreich, dass ich noch mehr hören wollte und lenkte jetzt ein, als sie mir noch einmal anbot, einen Termin mit mir zu vereinbaren. Wir verabredeten uns für Montag, 14:00 Uhr, und siehe da, diesmal ging es auch ohne Geburtsdatum, eine Telefonnummer und mein Name reichten ihr. Nun bin ich mal gespannt….
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Beitragvon McSash » Sa 6. Feb 2010, 00:11

Hallo basicman,

ich finde Deine Story sehr unterhaltsam... eben live aus dem Leben eines Testers! ;-)

Schön geschrieben... bin gespannt, wie es am Montag um 14 Uhr weitergeht!
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Beitragvon PWH » Mi 10. Feb 2010, 13:48

Fernsehwerbung kurz vor der Tagesschau: ....Deutschlands beste Filialbank!
Zuletzt geändert von PWH am Di 22. Mär 2011, 17:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon robocop » Do 11. Feb 2010, 00:36

Hallo, ich hoffe dass zumindest das Honorar stimmt?

Grüsse robocop
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Re: Berger und Schewe testen die Postbank

Beitragvon Boschmsi » Di 22. Mär 2011, 15:58

Das Schlimme ist, dass das der Wahrheit entspricht.... Ich z.B. bin auch noch vom MCT betroffen ( http://www.finanznachrichten.de/nachric ... an-007.htm ) Bin mal gespannt was das gibt, aber eins ist klar, mit der Postbank möchte ich nichts mehr zu tun haben!
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Gruß Manuel
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Re: Berger und Schewe testen die Postbank

Beitragvon tigermausblau » Di 22. Nov 2011, 16:07

Sehr gut geschrieben :cool:
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